Schauen Sie heute Nacht hoch. Sehen Sie all die Sterne? Einer dieser Lichtpunkte ist anders. Er ist nicht nur ein Stern. Er ist unser nächster Nachbar im riesigen kosmischen Ozean. Und es ist kein einsamer Reisender, sondern eine ganze Sternenfamilie, die nur einen Katzensprung entfernt ist – jedenfalls für Astronomen. Die Frage, die uns alle umtreibt, ist doch: Müssen wir wirklich unvorstellbar weit reisen, um anderes Leben zu finden? Oder könnten die ersten fremden Welten direkt vor unserer kosmischen Haustür auf ihre Entdeckung warten? Die Jagd nach Planeten im nächsten Sternensystem ist genau das: ein Abenteuer, das uns zu Alpha Centauri führt.
Und was wir dort finden, könnte unsere Sicht auf das Universum für immer auf den Kopf stellen.
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Planetenentstehung in protoplanetarer Scheibe
Bedingungen für bewohnbare Planeten
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Unser kosmisches Nachbarhaus ist Alpha Centauri, ein Sternensystem in etwa 4,37 Lichtjahren Entfernung.
- Es ist keine einzelne Sonne, sondern ein Trio: die sonnenähnlichen Sterne Alpha Centauri A und B sowie der winzige rote Zwerg Proxima Centauri.
- Wir haben dort bereits drei Planeten entdeckt, die alle um den kleinsten Stern, Proxima Centauri, kreisen: Proxima b, c und d.
- Der interessanteste von ihnen, Proxima b, ist ein Gesteinsplanet. Er befindet sich in der „Goldlöckchen-Zone“, wo flüssiges Wasser möglich sein könnte.
- Die Suche nach Planeten um die beiden größeren Sonnen A und B ist eines der spannendsten Ziele der modernen Astronomie.
Moment mal, welches Sternensystem ist denn unser Nachbar?
Reden wir Klartext. Bevor es um Planeten geht, müssen wir den Nachbarn vorstellen. Das uns nächste Sternensystem heißt Alpha Centauri. Es ist „nur“ 4,37 Lichtjahre entfernt. Das klingt nach wenig, ist aber eine gewaltige Distanz. Das Licht von dort, das Sie heute am Himmel sehen, war bereits unterwegs, als Sie vor über vier Jahren eingeschult wurden oder Ihren Schulabschluss gemacht haben.
Selbst mit unserer allerschnellsten Raumsonde, der Parker Solar Probe, würde ein Flug dorthin mehr als 6.000 Jahre dauern. Kein kurzer Wochenendtrip also. Und trotzdem: In der unendlichen Weite des Weltraums ist Alpha Centauri der Nachbar von nebenan. Es ist der erste Ort, den die Menschheit ansteuern wird, wenn wir die Sterne eines Tages wirklich erobern.
Ein Stern, zwei Sterne, drei Sterne? Was ist Alpha Centauri genau?
Jetzt wird es richtig spannend. Alpha Centauri ist kein Einzelgänger wie unsere Sonne. Es ist ein stellares Trio, ein kosmischer Tanz von drei Sonnen, die durch ihre Schwerkraft aneinander gefesselt sind. Jede dieser Sonnen hat ihren eigenen Charakter, ihre eigene Geschichte.
Wer sind die Hauptdarsteller Alpha Centauri A und B?
Im Rampenlicht stehen Alpha Centauri A und B. Sie bilden ein enges Doppelsternsystem und umkreisen sich gegenseitig. Ihr Abstand zueinander ist dabei ungefähr so groß wie der zwischen unserer Sonne und dem Planeten Uranus. Für eine Umrundung brauchen sie etwa 80 Erdenjahre.
Alpha Centauri A könnte der Zwilling unserer Sonne sein. Ein G-Typ-Stern, nur ein ganz klein wenig größer und heller. Auf einem Planeten dort würde sich der Himmel vertraut anfühlen. Alpha Centauri B ist anders, ein K-Typ-Stern. Er ist etwas kleiner, kühler und leuchtet eher orange. Aber beide sind stabile, alte Sterne – perfekt, um potenziell lebensfreundliche Planeten zu beherbergen. Was für ein Gedanke.
Und wer ist dieser mysteriöse Proxima Centauri?
Dann gibt es da noch den dritten im Bunde, einen echten Außenseiter. Proxima Centauri ist ein roter Zwergstern – winzig, lichtschwach und unendlich weit vom Hauptpaar A und B entfernt. Seine Umlaufbahn ist so riesig, dass er über eine halbe Million Jahre für eine einzige Runde braucht.
Sein Name verrät es schon: „Proxima“ ist lateinisch für „der Nächste“. Und das stimmt. Von allen Sternen da draußen ist er derjenige, der unserer Erde am nächsten kommt. Ironischerweise ist es genau dieser kleine, unscheinbare Stern, bei dem die Planetensuche bisher am erfolgreichsten war.
Kommen wir zur Sache: Gibt es dort wirklich Planeten?
Ja. Definitiv.
Die Antwort ist ein lautes und klares Ja. Doch die Sache ist komplizierter, als man denkt. Alle bisher bestätigten Planeten im nächsten Sternensystem umkreisen nicht die großen, sonnenähnlichen Sterne. Sie umkreisen den kleinen Underdog: Proxima Centauri.
Das hat die Fachwelt ziemlich überrascht. Rote Zwerge galten lange nicht als ideale Orte für Leben. Sie sind klein, launisch und neigen zu brutalen Strahlungsausbrüchen. Aber die Realität hat uns eines Besseren belehrt. Proxima Centauri ist nicht nur ein Stern. Es ist ein ganzes Planetensystem. Diese Entdeckung hat unsere Vorstellungen auf den Kopf gestellt und die Hoffnung genährt, dass das Universum nur so vor Planeten wimmelt.
Was wissen wir über die Planeten um Proxima Centauri?
Die Entdeckungen bei Proxima Centauri klingen wie direkt aus einem Science-Fiction-Film. Da gibt es eine Felswelt in der perfekten Temperaturzone, einen eisigen Riesen und einen winzigen Gesteinsbrocken ganz nah am Stern.
Proxima Centauri b: Ein erdähnlicher Nachbar in der habitablen Zone?
Der unbestrittene Star ist Proxima Centauri b. Seine Entdeckung im Jahr 2016 ging um die Welt. Und das aus gutem Grund: Proxima b ist ein Gesteinsplanet, kaum schwerer als die Erde. Er zieht seine Bahn genau in der „habitablen Zone“. Das ist der schmale Bereich um einen Stern, in dem es weder zu heiß noch zu kalt für flüssiges Wasser ist – die Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen.
Aber es gibt einen Haken. Proxima Centauri ist ein kühler Stern. Seine habitable Zone liegt daher extrem nah an ihm. So nah, dass Proxima b für eine Umrundung nur 11,2 Tage braucht. Sein Jahr dauert also weniger als zwei Wochen. Diese extreme Nähe schafft einige ernsthafte Probleme.
Was ist mit den anderen Entdeckungen, Proxima c und d?
Proxima b ist nicht allein. Astronomen fanden 2020 Proxima Centauri c, einen ganz anderen Typ Planet. Er ist etwa siebenmal so massereich wie die Erde, also eine „Super-Erde“ oder ein „Mini-Neptun“. Er ist viel weiter draußen, braucht über fünf Jahre für einen Umlauf und es ist dort bitterkalt.
2022 kam dann die Nachricht von Proxima Centauri d. Dieser Planet ist ein Zwerg, mit nur einem Viertel der Erdmasse einer der leichtesten Exoplaneten, die je gefunden wurden. Er umkreist seinen Stern in nur fünf Tagen. Dort dürfte es unerträglich heiß sein.
Hier ist die Familie im Überblick:
- Proxima Centauri b: Mindestens 1,17 Erdmassen. Umlaufzeit: 11,2 Tage. In der habitablen Zone.
- Proxima Centauri c: Etwa 7 Erdmassen. Umlaufzeit: 1.928 Tage. Eiskalt und weit entfernt.
- Proxima Centauri d: Etwa 0,26 Erdmassen. Umlaufzeit: 5,1 Tage. Glühend heiß und ganz nah dran.
Warum ist es so schwer, Planeten um Alpha Centauri A und B zu finden?
Das ist die große Frage. Wenn der kleine Proxima Centauri gleich drei Planeten hat, warum finden wir keine bei den großen, sonnenähnlichen Sternen? Die Antwort ist einfach: Es ist verdammt schwer.
Stellen Sie sich vor, Sie versuchen, eine Mücke zu sehen, die direkt neben einem riesigen, blendenden Autoscheinwerfer fliegt – und das aus Kilometern Entfernung. Der Stern überstrahlt einfach alles. Bei einem Doppelstern wie Alpha Centauri A und B ist das Problem gleich doppelt so schlimm. Das Licht beider Sterne stört die Messungen und macht es fast unmöglich, das winzige Signal eines Planeten zu finden.
Dazu kommt das komplexe Schwerkraftfeld. Ein Planet müsste entweder ganz nah an einem der Sterne oder sehr weit von beiden entfernt kreisen, um eine stabile Bahn zu haben. Alles dazwischen wäre pures Chaos. Doch die Suche läuft auf Hochtouren. Viele Astronomen wetten darauf, dass es nur eine Frage der Zeit und besserer Teleskope ist.
Könnte es auf Proxima b Leben geben? Was sind die Hürden?
Die Lage in der habitablen Zone ist ein Lottogewinn, aber noch lange keine Garantie für Leben. Proxima b hat mit einigen gewaltigen Problemen zu kämpfen.
Das Problem mit den roten Zwergen: Flares und Strahlung
Rote Zwerge sind kleine, aber jähzornige Sterne. Proxima Centauri neigt zu gewaltigen Strahlungsausbrüchen, sogenannten Flares. Diese schleudern Unmengen an tödlicher Röntgen- und UV-Strahlung ins All. Ein Planet so nah dran wie Proxima b würde bei jedem Ausbruch gegrillt werden.
Solche Flares können eine Atmosphäre über Jahrmillionen einfach wegpusten. Und selbst wenn eine Atmosphäre bleibt, wäre die Oberfläche sterilisiert. Ob sich unter diesen Bedingungen Leben entwickeln könnte, ist eine der größten Fragen der Astrobiologie. Es ist eine feindselige Welt.
Was bedeutet „gebundene Rotation“ für das Klima?
Ein weiteres Problem ist die Gezeitenbindung. Die enorme Schwerkraft des Sterns zwingt Proxima b wahrscheinlich dazu, ihm immer dieselbe Seite zuzuwenden, so wie der Mond der Erde.
Das Ergebnis: eine Seite in ewiger, sengender Hitze und die andere in ewiger, klirrender Kälte. Leben hätte es schwer. Die einzige Hoffnung wäre der schmale Dämmerungsstreifen dazwischen, die „Terminatorzone“. Dort könnten die Temperaturen erträglich sein. Nur eine dichte Atmosphäre könnte die Wärme verteilen und die Extreme mildern. Ob es eine solche Atmosphäre gibt, müssen zukünftige Teleskope herausfinden.
Wie suchen wir nach weiteren Planeten in unserem Nachbarsystem?
Die Jagd nach Planeten im nächsten Sternensystem ist ein technologisches Wettrennen. Astronomen nutzen clevere Tricks, um die verborgenen Welten zu finden.
Die erfolgreichste Methode ist die Radialgeschwindigkeitsmessung. Man beobachtet einen Stern und sucht nach einem winzigen Wackeln, verursacht durch die Schwerkraft eines unsichtbaren Planeten. So hat man Proxima b und d gefunden.
Eine andere Technik ist die Transitmethode. Hier sucht man nach winzigen, regelmäßigen Helligkeitsabfällen, die entstehen, wenn ein Planet vor seinem Stern vorbeizieht. Auch wenn das bei Alpha Centauri noch nicht geklappt hat, ist es die erfolgreichste Methode überhaupt.
Die Zukunft gehört Giganten wie dem James Webb Space Telescope und den riesigen bodengestützten Teleskopen. Sie könnten die Atmosphäre von Proxima b analysieren oder vielleicht sogar das erste direkte Foto eines Planeten bei Alpha Centauri A oder B schießen. Die Europäische Südsternwarte (ESO), die bei der Entdeckung von Proxima b federführend war, steht hier an vorderster Front.
- Radialgeschwindigkeitsmethode: Das Wackeln des Sterns verrät den Planeten.
- Transitmethode: Ein winziger Schatten, der über den Stern huscht.
- Direkte Abbildung: Der heilige Gral – ein echtes Foto des Planeten.
- Astrometrie: Die präzise Vermessung der Sternposition am Himmel.
Was würde es bedeuten, einen zweiten erdähnlichen Planeten zu finden?
Stellen Sie es sich nur eine Sekunde lang vor. Morgen kommt die Nachricht: Wir haben einen erdgroßen Planeten bei Alpha Centauri A gefunden. Mit einer Atmosphäre. Mit Spuren von Wasser.
Die Folgen wären unvorstellbar.
Es würde alles verändern. Die Erkenntnis, dass eine zweite Erde nicht irgendwo da draußen ist, sondern direkt nebenan, wäre eine der größten Entdeckungen unserer Geschichte. Die Suche nach außerirdischem Leben wäre plötzlich kein Traum mehr, sondern ein konkretes Ziel.
Es würde einen neuen Wettlauf ins All entfachen, einen, der Generationen von Wissenschaftlern und Entdeckern beflügeln würde. Die Suche nach Planeten im nächsten Sternensystem ist eben mehr als nur Astronomie. Es ist die Suche nach einer zweiten Heimat, nach einer Antwort auf die Frage, ob wir allein sind, und nach der Zukunft der Menschheit.
Die Geschichte ist also noch lange nicht vorbei. Wir haben erst die ersten Seiten umgeblättert. Drei Planeten sind gefunden, aber die großen Sterne A und B hüten ihre Geheimnisse noch. Wir wissen nicht, was dort wartet. Aber wir suchen weiter. Und das allein ist schon ein atemberaubendes Abenteuer.
Häufig gestellte Fragen – Planeten im nächsten Sternensystem

Welche Herausforderungen bestehen bei der Suche nach Leben auf Planeten wie Proxima Centauri b?
Proxima Centauri b befindet sich in der Nähe eines aktiven roten Zwergsterns, der häufig gewaltige Strahlungsausbrüche, sogenannte Flares, verursacht. Diese Strahlung kann die Atmosphäre des Planeten zerstören und das Entstehen von Leben erschweren.
Warum ist es so schwierig, Planeten um die Hauptsterne Alpha Centauri A und B zu finden?
Das Finden von Planeten um Alpha Centauri A und B ist schwierig, weil die Helle der Sterne das Signal der Planeten überstrahlt und ihre komplexen Gravitationsfelder eine stabile Umlaufbahn erschweren, was die Detektion sehr herausfordernd macht.
Was ist die Bedeutung des Planeten Proxima Centauri b und warum ist er interessant?
Proxima Centauri b ist ein erdähnlicher Gesteinsplanet in der habitablen Zone seines Sterns, was bedeutet, dass dort Wasser flüssig sein könnte. Er ist deshalb ein besonders vielversprechender Kandidat für die Suche nach Leben.
Aus welchen Sternen besteht das Alpha Centauri-System und welche Planeten wurden dort entdeckt?
Das Alpha Centauri-System besteht aus den Sonnenähnlichen Sternen Alpha Centauri A und B sowie dem roten Zwerg Proxima Centauri. Bisher wurden drei Planeten entdeckt, die alle um Proxima Centauri kreisen.
Was ist das nächste bekannte Sternensystem zur Erde und wie weit entfernt ist es?
Das nächste bekannte Sternensystem zur Erde ist Alpha Centauri, das etwa 4,37 Lichtjahre entfernt ist.