Wie Viele Künstliche Satelliten Umkreisen Unsere Erde?

Die Erde umgeben von einem dichten Netz aus Lichtpunkten das die große Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde darstellt

Schauen Sie heute Abend mal hoch. Sehen Sie die Sterne? Zwischen diesen uralten, funkelnden Lichtpunkten verbirgt sich etwas anderes. Etwas von uns. Eine unsichtbare, geschäftige Hülle aus Metall und Silizium, die mit irrsinniger Geschwindigkeit um unseren Heimatplaneten kreist. Das sind die stillen Architekten unserer modernen Welt, die uns den Weg weisen, uns verbinden und vor Stürmen warnen. Aber wie viele sind es wirklich? Die genaue Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde zu beziffern, ist mehr als nur eine statistische Übung. Es ist ein tiefes Eintauchen in eine Welt aus geopolitischen Machtspielen, kommerziellen Revolutionen und einer wachsenden Gefahr direkt über unseren Köpfen.

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Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Ein überfüllter Himmel: Weit über 11.000 Satelliten kreisen um die Erde. Diese Zahl explodiert förmlich, angetrieben durch die neuen Mega-Konstellationen.
  • Arbeiter vs. Wracks: Nicht einmal 9.000 davon sind einsatzbereit. Der große Rest ist Weltraummüll – eine tickende Zeitbombe im Orbit.
  • Die private Revolution: Unternehmen wie SpaceX sind die neuen Supermächte im All. Allein das Starlink-Projekt hat mehr Satelliten gestartet als die meisten Nationen zusammen.
  • Helfer im Verborgenen: Ohne Satelliten bricht unser Alltag zusammen. Navigation, Kommunikation, Klimaforschung – alles hängt an ihnen.
  • Gefahr im Anflug: Die wachsende Verkehrsdichte im Orbit macht Kollisionen immer wahrscheinlicher. Die Entsorgung von Weltraumschrott ist eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit.

Aber wie viele sind es denn nun wirklich?

Eine exakte Zahl zu nennen? Das ist fast unmöglich. Sie veraltet in dem Moment, in dem man sie ausspricht. Jeder einzelne Raketenstart, besonders die „Sammeltransporte“ von Unternehmen wie SpaceX, wirft Dutzende neuer Objekte in die Umlaufbahn. Organisationen wie die Europäische Weltraumorganisation (ESA) oder das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) geben uns jedoch verlässliche Anhaltspunkte.

Anfang 2024 sprach man von über 11.500 Satelliten.

Eine gewaltige Zahl.

Doch das ist bei Weitem nicht die ganze Geschichte. Es ist nur das, was wir gut sehen können. Diese Zahl erfasst nur Objekte, die größer als ein Softball sind und daher verlässlich verfolgt werden können. Schätzungen gehen davon aus, dass Millionen winziger von Menschen gemachter Trümmerteile zusätzlich durchs All schießen. Und genau diese Unterscheidung ist der Schlüssel zum Verständnis des Problems.

Kann man zwischen funktionierenden und kaputten Satelliten unterscheiden?

Unbedingt. Das ist sogar die entscheidende Frage. Denn der Orbit ist nicht nur ein Arbeitsplatz, er ist auch ein Friedhof. Ein riesiger Teil dessen, was da oben kreist, ist im Grunde genommen nur noch Hochgeschwindigkeits-Schrott, der ziellos um unseren Planeten rast.

Was genau ist ein „aktiver“ Satellit?

Ein aktiver Satellit ist ein Meisterwerk der Technik bei der Arbeit. Er kommuniziert mit der Erde, korrigiert seine Flugbahn und erfüllt seine Mission. Das ist der Satellit, der Ihr Navi im Auto zum Laufen bringt, der Ihnen das Finale der Weltmeisterschaft live ins Wohnzimmer streamt oder die Daten für die morgige Wettervorhersage liefert.

Die Union of Concerned Scientists (UCS) listet rund 8.700 dieser fleißigen Bienen als aktiv. Sie sind das Rückgrat unserer vernetzten Zivilisation und verteilen sich auf verschiedene „Stockwerke“ im All – vom niedrigen Erdorbit (LEO) wenige hundert Kilometer über uns bis zum geostationären Orbit (GEO) in fast 36.000 Kilometern Höhe.

Und was passiert mit den „toten“ Satelliten?

Jeder Satellit hat ein Verfallsdatum. Irgendwann ist der Tank leer, die Elektronik gibt den Geist auf oder eine neuere Generation macht ihn überflüssig. Dann wird er zu Weltraumschrott. Zu Tausenden von stillgelegten Satelliten gesellen sich alte Raketenteile, Werkzeuge, die Astronauten verloren haben, und unzählige Fragmente von früheren Kollisionen.

Dieser Müll ist alles andere als harmlos. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 28.000 Kilometern pro Stunde hat selbst eine abgelöste Farbsplitter die Energie einer Gewehrkugel. Ein Objekt von der Größe einer Schraube kann einen aktiven Satelliten durchschlagen oder die Internationale Raumstation (ISS) in eine lebensbedrohliche Lage bringen.

Wer schickt eigentlich all diese Satelliten ins All?

Vergessen Sie das alte Bild vom Weltraumrennen zwischen zwei Supermächten. Dieses Spiel hat sich komplett verändert. Der Orbit ist kein exklusiver Club mehr. Heute ist er ein geschäftiger Marktplatz, auf dem Nationen und Milliardäre um die besten Plätze wetteifern.

Sind die USA und Russland immer noch die größten Akteure?

Ja und nein. Historisch gesehen waren sie die Pioniere. Im Kalten Krieg haben sie den Wettlauf ins All dominiert. Auch heute betreiben die USA die größte Flotte an Regierungs- und Militärsatelliten. Russland und das aufstrebende China sind ebenfalls Schwergewichte.

Aber wer nur auf die Flaggen schaut, verpasst die eigentliche Geschichte. Eine neue Macht hat das Spielfeld betreten und die Regeln neu geschrieben: die Privatwirtschaft.

Welche Rolle spielen private Unternehmen wie SpaceX?

Hier findet die wirkliche Revolution statt. Firmen wie SpaceX mit Starlink, OneWeb oder Amazon mit dem Projekt Kuiper stampfen sogenannte Mega-Konstellationen aus dem Boden. Das sind gigantische Schwärme aus Tausenden kleinen Satelliten, die vor allem ein Ziel haben: schnelles Internet für jeden Winkel der Erde.

Allein SpaceX hat schon über 6.000 Satelliten für sein Starlink-Netzwerk gestartet. Das ist mehr als die Hälfte aller aktiven Satelliten im Orbit. Diese kommerzielle Offensive hat die Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde in kürzester Zeit explodieren lassen. Der Zugang zum All wird dadurch einfacher, doch das Gedränge da oben wird zu einem immer größeren Problem.

Wofür brauchen wir überhaupt so viele Satelliten?

Warum dieser ganze Aufwand? Ganz einfach: Ohne diese Armada im All würde unsere moderne Gesellschaft zusammenbrechen. Das ist keine Übertreibung. Von dem Moment, in dem Sie morgens auf Ihr Handy schauen, bis zur Wettervorhersage am Abend – Satelliten sind die unsichtbaren Fäden, die alles zusammenhalten.

Wie verändern Satelliten unseren Alltag?

Sie sind überall, auch wenn wir sie nicht sehen. Die Navigation ist das beste Beispiel. Das amerikanische GPS, das europäische Galileo-System und ihre Pendants aus Russland und China stützen sich auf Dutzende Satelliten, um uns auf den Meter genau zu sagen, wo wir sind.

Aber da ist noch so viel mehr.

  • Kommunikation: Globale Telefongespräche, Fernsehübertragungen und ein riesiger Teil des Internets laufen über den Himmel. Projekte wie Starlink wollen die letzten Funklöcher auf der Weltkarte schließen.
  • Erdbeobachtung: Die Bilder in der Wettervorhersage kommen direkt aus dem Orbit. Andere Satelliten sind unsere Wächter im Klimawandel. Sie dokumentieren das Schmelzen der Eiskappen, die Zerstörung der Regenwälder und die Menge an Treibhausgasen in unserer Atmosphäre.
  • Katastrophenmanagement: Wenn die Erde bebt oder Fluten alles mitreißen, liefern Satellitenbilder den Helfern am Boden einen unschätzbaren Überblick. Sie zeigen das Ausmaß der Zerstörung und helfen, Leben zu retten.

Dienen Satelliten auch der Wissenschaft und Sicherheit?

Absolut. Sie sind unsere Augen im All. Weltraumteleskope wie Hubble und das James Webb Space Telescope schweben über der störenden Erdatmosphäre. Sie schenken uns Bilder von der Geburt von Sternen und von Galaxien am Rande der Zeit.

Gleichzeitig ist der Weltraum eine entscheidende Arena für die Sicherheit auf der Erde. Militärs nutzen Satelliten zur Aufklärung, zur Kommunikation und zur Warnung vor Angriffen. Sie sind die stillen Wächter im Himmel. Diese doppelte Nutzung, zivil und militärisch, ist Teil der DNA der Raumfahrt seit dem ersten Tag.

Wird es da oben nicht langsam ein bisschen eng?

Es wird eng da oben. Richtig eng. Stellen Sie sich die belebteste Kreuzung der Welt vor, aber ohne Ampeln, ohne Regeln und alle Beteiligten rasen mit der 20-fachen Schallgeschwindigkeit. Das ist die Realität im niedrigen Erdorbit. Die wachsende Zahl von Satelliten und der Müll aus 60 Jahren Raumfahrt machen Kollisionen zu einer realen, alltäglichen Gefahr.

Wie gefährlich ist dieser Weltraumschrott wirklich?

Die Gefahr ist akut. Im Februar 2009 passierte das, was alle gefürchtet hatten: Ein ausgedienter russischer Militärsatellit krachte in einen aktiven amerikanischen Kommunikationssatelliten. Der Aufprall pulverisierte beide Objekte und hinterließ eine Wolke aus über 2.000 neuen, verfolgbaren Trümmerteilen – eine Schrotflintenladung, die bis heute durch den Orbit rast.

Die Internationale Raumstation muss mehrmals im Jahr Ausweichmanöver fliegen, um nicht getroffen zu werden. Die größte Angst ist das „Kessler-Syndrom“: eine Kettenreaktion, bei der eine Kollision weitere Kollisionen auslöst, bis bestimmte Umlaufbahnen für Jahrhunderte unbenutzbar sind.

Wer räumt den ganzen Müll im All auf?

Das ist die große Frage. Eine kosmische Müllabfuhr gibt es nicht. Den Schrott zu beseitigen ist eine gewaltige technische und rechtliche Herausforderung. Wer hat das Recht, den Müll eines anderen Landes einzusammeln?

Trotzdem wird an Lösungen getüftelt. Die Ideen reichen von riesigen Netzen über magnetische Andocksysteme bis hin zu Lasern, die Trümmerteile aus der Bahn schießen. Missionen wie die europäische ClearSpace-1 sollen bald zeigen, wie das gezielte Einfangen von Weltraumschrott funktionieren kann. Parallel dazu gibt es strengere Regeln: Neue Satelliten müssen am Ende ihrer Mission kontrolliert zum Absturz gebracht oder auf einem „Friedhofsorbit“ geparkt werden.

Wie behalten wir bei all dem Chaos den Überblick?

Bei diesem Gewimmel ist eine lückenlose Überwachung überlebenswichtig. Die Hauptarbeit leistet das US Space Surveillance Network, ein weltumspannendes Netz aus Radar- und Teleskopanlagen. Es katalogisiert jedes bekannte Objekt, das größer als ein Fußball ist. Dieser Katalog ist öffentlich.

Satellitenbetreiber auf der ganzen Welt nutzen diese Daten, um ihre Flugbahnen anzupassen und Zusammenstöße zu vermeiden. Es ist eine Art globale Flugsicherung für das All. Doch das System ächzt unter der Last der neuen Mega-Konstellationen. Die schiere Zahl der Objekte macht Vorhersagen und Manöver immer komplizierter. Eine der besten öffentlichen Quellen ist die Datenbank der Union of Concerned Scientists (UCS), die detaillierte Einblicke in die aktive Satellitenflotte bietet.

Was bringt die Zukunft? Wird der Himmel noch voller werden?

Die Antwort ist ein klares und lautes Ja. Der Boom hat gerade erst begonnen. Unternehmen haben bereits Anträge für den Start von Zehntausenden weiterer Satelliten gestellt. Die Zahl der Objekte im Orbit könnte sich in den nächsten Jahren noch einmal verdoppeln oder verdreifachen.

Neue Technologien wie die Reparatur von Satelliten direkt im All könnten die Lebensdauer der Missionen verlängern, aber auch für noch mehr Verkehr sorgen.

Droht uns ein Himmel voller künstlicher Sterne?

Diese Frage stellen sich vor allem Astronomen. Schon heute ziehen die tausenden Starlink-Satelliten als helle Streifen über den Nachthimmel. Sie überstrahlen ferne Sterne und stören empfindliche Messungen von Observatorien am Boden. Auch wenn die Hersteller versuchen, ihre Satelliten dunkler zu machen, das Problem bleibt. Es ist eine neue Form der Lichtverschmutzung, die unseren Blick in die Unendlichkeit für immer trüben könnte.

Die unglaubliche Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde ist am Ende eine Geschichte mit zwei Seiten. Diese summende Hülle aus Technologie ist ein Denkmal für unseren Einfallsreichtum. Sie verbindet uns, schützt uns und erweitert unseren Horizont. Gleichzeitig haben wir die kosmische Nachbarschaft unseres Planeten in eine gefährliche, vermüllte Autobahn verwandelt. Die große Herausforderung unserer Generation wird es sein, diesen wertvollen Raum so zu verwalten, dass er auch für die nach uns noch ein Tor zu den Sternen bleibt.

Häufig gestellte Fragen – Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde

Ein langzeitbelichtetes Foto des Nachthimmels das die hohe Anzahl künstlicher Satelliten um die Erde durch ihre Lichtspuren zeigt

Welche Herausforderungen und Risiken bestehen im Zusammenhang mit der zunehmenden Anzahl an Satelliten und Weltraummüll?

Die Überfüllung des Orbits erhöht die Gefahr von Kollisionen, was zu mehr Trümmern führt und die Nutzung des Weltraums erschwert, zudem wird die Nachverfolgung und das Management des Weltraummülls immer komplexer.

Wozu benötigen wir so viele Satelliten?

Satelliten sind essenziell für Navigation, Kommunikation, Erdbeobachtung und Katastrophenmanagement, sie verbinden unsere moderne Gesellschaft und unterstützen wissenschaftliche und Sicherheitsbedürfnisse auf der Erde.

Wer sind die Hauptakteure bei der Satellitenplatzierung im All?

Traditionell waren USA und Russland die führenden Nationen. Heute spielen private Unternehmen wie SpaceX mit Mega-Konstellationen eine entscheidende Rolle, die den Zugang zum All deutlich erweitern.

Was unterscheidet aktive Satelliten von Weltraummüll?

Aktive Satelliten sind funktionstüchtige Geräte, die mit der Erde kommunizieren und ihre Mission erfüllen. Im Gegensatz dazu sind kaputte, veraltete oder abgelöste Satelliten sowie Trümmerteile sogenannter Weltraummüll, der ziellos in der Umlaufbahn rast.

Wie viele künstliche Satelliten befinden sich derzeit um die Erde?

An Anfang 2024 sprechen Organisationen wie ESA und UNOOSA von über 11.500 Satelliten, die um die Erde kreisen, wobei diese Zahl nur jene Objekte umfasst, die größer als ein Softball sind.

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Jurica Sinko
Angetrieben von einer lebenslangen Faszination für die Sterne, wurde eine neue Idee geboren: die größten Fragen des Universums zu erforschen. In einer Welt, die oft vom Alltäglichen bestimmt wird, ist diese Webseite eine Einladung, den Blick wieder nach oben zu richten. Es ist ein Ort, um die Wunder des Kosmos gemeinsam zu entdecken und die Wissenschaft dahinter zu verstehen.

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