Aurora Australis: Gibt Es Unterschiede Zum Nordlicht?

Die Erde aus dem All die gleichzeitig Polarlichter am Nord- und Südpol zeigt um den Unterschied zwischen Aurora Australis und Borealis zu verdeutlichen

Stell dir ein Bild vor: Der Nachthimmel, aber nicht still und schwarz, sondern erfüllt von tanzenden Lichtschleiern in Grün, Violett und Rot. Es wirkt wie Magie, kaum zu glauben, dass es echt ist. Die meisten von uns kennen dieses Spektakel als Aurora Borealis, das Nordlicht. Doch unser Planet hat ein zweites Meisterwerk, ein südliches Gegenstück, das im Verborgenen tanzt: die Aurora Australis.

Auf den ersten Blick? Zwillinge. Zwei Seiten derselben kosmischen Münze. Aber wenn man genauer hinsieht, drängt sich die Frage auf: Was ist der wahre Unterschied zwischen Aurora Australis und Borealis? Ist es wirklich nur ein Spiel mit Spiegeln, oder gibt es tiefere, faszinierendere Geheimnisse hinter diesen himmlischen Ballettaufführungen? Komm mit auf eine Reise zu den Polen unserer Welt, um die Wahrheit hinter den Lichtern zu entdecken.

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Schlüsselerkenntnisse

  • Gleiche Physik, anderer Pol: Beide Polarlichter entstehen auf exakt dieselbe Weise – durch Sonnenpartikel, die in unsere Atmosphäre krachen. Der einzige große Unterschied ist, wo das passiert: am Nord- oder am Südpol.
  • Die Frage der Erreichbarkeit: Das Nordlicht ist viel einfacher zu sehen. Warum? Weil die Arktis voller erreichbarer Landmassen steckt (Hallo, Skandinavien und Kanada!). Das Südlicht hingegen tanzt meist über der menschenleeren Antarktis. Man braucht also viel mehr Glück.
  • Keine perfekten Zwillinge: Obwohl sie sich oft spiegeln, sorgt ein leicht asymmetrisches Erdmagnetfeld dafür, dass es feine Unterschiede in Form, Bewegung und sogar in der Intensität der Lichter geben kann.
  • Gegensätzliche Spielzeiten: Man jagt die Lichter am besten im jeweiligen Polarwinter. Das heißt, wenn die Saison für die Nordlichter auf Hochtouren läuft (September bis März), ist für die Südlichter Nebensaison – und andersherum (März bis September).

Was genau bringt den Himmel eigentlich zum Leuchten?

Bevor wir die kleinen, feinen Unterschiede aufdecken können, müssen wir erst mal klären, was da über unseren Köpfen passiert. Denk an die Sonne als einen gigantischen, unermüdlich brodelnden Reaktor. Sie schleudert pausenlos einen Strom geladener Teilchen in den Weltraum, den Sonnenwind. Und dieser Wind hat es eilig.

Aber unsere Erde ist nicht wehrlos.

Sie hat ein unsichtbares Schutzschild, das Magnetfeld, das uns wie ein schützender Kokon umgibt. Trifft der Sonnenwind auf dieses Schild, wird der Großteil der Partikel einfach um unseren Planeten herumgelenkt. Einige schaffen es aber hindurch. Sie werden von den Magnetfeldlinien eingefangen und zu den Polen gezogen – nach Norden und nach Süden.

Dort rasen sie in die obere Atmosphäre. Bei diesem Crash mit den Gasatomen unserer Lufthülle, hauptsächlich Sauerstoff und Stickstoff, wird Energie freigesetzt. Die Atome werden zum Leuchten angeregt. Dieses Leuchten ist es, was wir als Aurora kennen. Im Grunde ein gigantisches, natürliches Neonschild. Und dieser Prozess, so bestätigt auch die wissenschaftliche Erklärung der NASA, ist für Nord- und Südlicht absolut identisch.

Sind sie also wirklich nur perfekte Spiegelbilder?

Auf eine verblüffende Weise schon. In der Wissenschaft nennt man das „magnetische Konjugation“. Man muss sich die Magnetfeldlinien wie riesige, unsichtbare Brücken vorstellen, die den Nord- mit dem Südpol verbinden. Wenn also eine Ladung Teilchen entlang so einer Brücke zum Nordpol reist, tut eine entsprechende Ladung dasselbe in Richtung Südpol.

Deshalb konnten Forscher oft beobachten, wie die Aurora Borealis und die Aurora Australis im Gleichklang tanzen, fast wie perfekte Spiegelbilder in Form und Bewegung. Satellitenbilder, die beide Pole gleichzeitig zeigen, bestätigen das: zwei verblüffend ähnliche Lichtovale, die zur selben Zeit über Arktis und Antarktis leuchten. Es ist fast so, als würde der Planet ein stilles Gespräch mit sich selbst führen.

Aber diese Symmetrie hat ihre Tücken.

Und hier fängt der Spaß erst richtig an.

Warum sehen sie dann manchmal doch nicht identisch aus?

Die Idee des perfekten Spiegelbilds geht von einem ebenso perfekten Erdmagnetfeld aus. Die Realität ist aber, wie so oft, etwas chaotischer. Unser Magnetfeld hat Dellen und Beulen. Es wird durch die Verteilung von Land und Ozeanen beeinflusst, sogar durch geologische Eigenheiten tief in unserem Erdkern.

Ein besonders wichtiger Faktor ist die „Südatlantische Anomalie“. Das ist eine riesige Region über Südamerika, in der das Magnetfeld spürbar schwächer ist. Diese Delle im südlichen Schutzschild bedeutet, dass die Sonnenpartikel dort tiefer in die Atmosphäre eindringen können als im Norden. Diese minimalen Unterschiede in Höhe und Energie können ausreichen, um subtile Abweichungen in der Helligkeit, den Farben und den Mustern der Aurora Australis zu erzeugen. Die Lichter sind also eher wie Geschwister, nicht wie eineiige Zwillinge. Sie haben dieselbe DNA, aber ihre ganz eigenen Charakterzüge.

Wo liegt denn nun der wirklich große Unterschied?

Wenn wir die ganze Physik mal beiseitelegen und uns anschauen, was das für uns bedeutet, wird der größte Unterschied sofort klar. Es ist die pure, praktische Beobachtungsmöglichkeit. Hier gibt es eine riesige Kluft zwischen den beiden Lichterscheinungen, und sie hat nichts mit dem Himmel zu tun, sondern alles mit der Erde unter unseren Füßen. Der wahre Unterschied ist geografischer Natur.

Wieso ist das Nordlicht so viel berühmter?

Der Ruhm der Aurora Borealis ist leicht erklärt: Man kommt einfach hin. Der Polarkreis verläuft durch bewohnte, gut erschlossene Gebiete. Norwegen, Schweden, Finnland, Island, der Norden Kanadas und Alaska – all diese Orte sind Pilgerstätten für Polarlichtjäger. Es gibt eine komplette Infrastruktur aus Hotels, geführten Touren und Flughäfen. Millionen von Menschen können das Schauspiel relativ unkompliziert erleben. Das Nordlicht ist Teil der Kultur und des Tourismus.

Es hat ein riesiges Publikum.

Und die Aurora Australis? Wo versteckt sie sich?

Das Südlicht ist dagegen eine echte Diva. Der südliche Polarkreis umschließt fast nur den eisigen, unbewohnten Kontinent der Antarktis und den tosenden Südlichen Ozean. Die Hauptbühne für die Aurora Australis ist ein Ort, den die wenigsten Menschen je betreten werden. Ihre einzigen ständigen Zuschauer sind Pinguine und eine Handvoll Forscher.

Ein paar wenige Orte außerhalb der Antarktis bieten eine Chance, aber nur bei sehr starken Sonnenstürmen:

  • Tasmanien, Australien: Die Südspitze dieser Insel gilt als einer der besten zugänglichen Orte. Fotografen harren hier oft aus und hoffen auf eine gute Show am Horizont.
  • Neuseeland: Vor allem auf der Südinsel, rund um Stewart Island oder an der Catlins-Küste, kann man die Lichter manchmal tief im Süden tanzen sehen.
  • Südspitze Südamerikas: Patagonien wäre geografisch ideal, aber das notorisch schlechte Wetter macht die Beobachtung oft zum Glücksspiel.

Das Südlicht zu sehen ist also weniger eine geplante Reise als ein glücklicher Zufall. Es bleibt ein exklusives Erlebnis für Abenteurer mit viel Geduld.

Gibt es denn nun Unterschiede bei den Farben und Formen?

Eine Frage, die viele beschäftigt. Die schnelle Antwort: Nein, die Farbpalette ist dieselbe. Die Physik dahinter ändert sich nicht von Pol zu Pol, weil die Gase in unserer Atmosphäre überall ziemlich gleich sind. Die Farbe hängt nur davon ab, welches Gas in welcher Höhe von einem Teilchen getroffen wird.

Die typischen Farben entstehen so:

  • Leuchtendes Grün: Das ist die häufigste Farbe, der Klassiker. Sie entsteht, wenn Sauerstoffatome in 100 bis 240 Kilometern Höhe getroffen werden. Unser Auge reagiert auf Grün am stärksten, darum sehen wir es so dominant.
  • Tiefes Rot: Diese Farbe ist seltener und entsteht auch durch Sauerstoff, aber viel weiter oben (über 240 km). Dort ist die Luft so dünn, dass das Leuchten oft schwach ist und nur bei starken Stürmen sichtbar wird.
  • Rosa, Blau und Violett: Diese Töne kommen vom Stickstoff. Rosa und rote Säume zieren oft den unteren Rand grüner Bänder, während Blau- und Violetttöne den energiereichsten Sonnenstürmen vorbehalten sind.

Obwohl die Farben gleich sind, kann der Anblick variieren. Die erwähnte Asymmetrie des Magnetfelds kann die Formen beeinflussen. Aber viel wichtiger ist die Perspektive. Wer die Aurora Australis von Tasmanien aus sieht, blickt oft nur auf die roten Spitzen weit am Horizont. Wer in Norwegen steht, tanzt vielleicht direkt unter einem Vorhang aus grünem Licht.

Und welche Rolle spielt der Sonnenzyklus für die Lichter?

Unsere Sonne hat einen Rhythmus, einen etwa elfjährigen Zyklus zwischen hoher Aktivität und relativer Ruhe. Während des solaren Maximums ist sie mit Sonnenflecken übersät und es kommt ständig zu gewaltigen Eruptionen. Diese schleudern riesige Partikelwolken ins All, die bei uns geomagnetische Stürme auslösen – und damit unglaublich intensive Polarlichter.

Im solaren Minimum ist die Sonne dagegen ruhig, die Polarlichter sind schwächer und ziehen sich in die Polarregionen zurück. Dieser Zyklus beeinflusst beide Hemisphären absolut gleich. Ein Sonnensturm, der das Nordlicht bis nach Norddeutschland bringt, sorgt garantiert auch für eine spektakuläre Show über der Antarktis. Sie sind untrennbar miteinander verbunden.

Heißt das, man sieht immer an beiden Polen gleichzeitig Lichter?

Während die Ursache – der Sonnensturm – gleichzeitig wirkt, sind die idealen Bedingungen zum Beobachten genau entgegengesetzt. Der wichtigste Faktor für eine gute Sichtung ist absolute Dunkelheit. Weit weg von Städten, am besten bei Neumond.

Die längsten Nächte hat man im jeweiligen Winter.

  • Aurora Borealis: Die beste Zeit ist zwischen September und März, wenn die arktischen Nächte lang und dunkel sind.
  • Aurora Australis: Die Hauptsaison ist folglich zwischen März und September, dem Winter der Südhalbkugel.

Man könnte sagen: Wenn eine Aurora ihre Primetime hat, legt die andere eine Pause ein. Besonders spannend sind die Tagundnachtgleichen im März und September. Dann haben beide Pole gute Dunkelheitsbedingungen, und geomagnetische Stürme sind statistisch sogar etwas häufiger.

Was steckt eigentlich hinter den Namen?

Selbst die Namen erzählen eine Geschichte über die Unterschiede, die mehr mit Entdeckungen als mit Wissenschaft zu tun haben.

Aurora Borealis verdankt ihren Namen dem berühmten Astronomen Galileo Galilei. Im Jahr 1619 kombinierte er „Aurora“, die römische Göttin der Morgenröte, mit „Boreas“, dem griechischen Namen für den Nordwind. Eine perfekte Beschreibung für das oft rötliche Glimmen am Nordhimmel.

Aurora Australis wurde erst viel später getauft. Captain James Cook war der erste, der das Phänomen auf seinen Reisen in den Südlichen Ozean in den 1770er Jahren beschrieb. Er übernahm „Aurora“ und fügte das lateinische Wort „Australis“ hinzu, was einfach „südlich“ bedeutet. Die Namen sind also ein direktes Ergebnis davon, wann und wo Menschen diese Lichter zum ersten Mal dokumentierten.

Also, welches Polarlicht ist nun das „bessere“?

Diese Frage stellt sich am Ende gar nicht. Das wäre so, als würde man fragen, ob der Sonnenauf- oder der Sonnenuntergang schöner ist. Beide sind absolut atemberaubende Naturwunder, die einen sprachlos machen. Weder das eine noch das andere ist von Natur aus spektakulärer. Es sind zwei Interpretationen desselben kosmischen Tanzes.

Der wahre Unterschied liegt nicht im Licht selbst, sondern in unserem Erlebnis. Die Aurora Borealis ist das zugängliche Wunder, ein Abenteuer, das man planen kann. Die Aurora Australis hingegen ist das wilde, ungezähmte Geheimnis. Sie zu sehen ist ein seltenes Privileg, verbunden mit der Einsamkeit und der rauen Schönheit der entlegensten Orte der Welt.

Vielleicht liegt der größte Unterschied am Ende in uns selbst – in der Reise, die wir auf uns nehmen, um sie zu finden, und in den Geschichten, die wir mit nach Hause bringen. Egal ob man im Schnee Lapplands unter einem grünen Lichtvorhang steht oder an einer stürmischen Küste Tasmaniens einen roten Schein am Horizont erahnt – man wird Zeuge desselben Wunders, angetrieben von unserer Sonne.

Häufig gestellte Fragen – Unterschied Aurora Australis und Borealis

Leuchtende Ringe über beiden Polen die zeigen dass der Unterschied zwischen Aurora Australis und Borealis nur ihre Position ist

Warum trägt das Nordlicht den Namen Aurora Borealis und das Südlicht den Namen Aurora Australis?

Der Name Aurora Borealis stammt vom Astronomen Galileo Galilei, der die Göttin der Morgenröte (Aurora) mit dem Nordwind (Boreas) kombinierte. Aurora Australis wurde vom britischen Entdecker James Cook benannt, der das Phänomen im Südatlantik beobachtete und den lateinischen Begriff für Süden (Australis) hinzufügte.

Was ist der wichtigste Faktor für die Sichtbarkeit der Polarlichter?

Der wichtigste Faktor ist die Dunkelheit, da weder Lichtverschmutzung noch Tageslicht die Sicht auf die Polarlichter ermöglichen. Klare, mondlose Nächte in der Polarregion, insbesondere während der langen Winternächte, bieten die besten Bedingungen für die Beobachtung.

Gibt es Unterschiede in Form, Bewegung und Farben zwischen Aurora Australis und Aurora Borealis?

Im Allgemeinen sind die Farben und Formen sehr ähnlich, da sie durch dieselben atmosphärischen Gase verursacht werden. Allerdings können kleine Unterschiede entstehen, weil die asymmetrische Form des Erdmagnetfelds und regionale Einflüsse wie die Südatlantische Anomalie Unterschiede in Form und Helligkeit verursacht.

Warum ist das Nordlicht leichter zu beobachten als das Südlicht?

Das Nordlicht ist leichter zu beobachten, weil der Nordpol über bewohnte Gebiete mit Infrastruktur, wie Skandinavien, Kanada und Alaska, verfügt. Das Südlicht dagegen erscheint meist über der menschenleeren Antarktis, was die Beobachtung schwieriger macht und mehr Glück erfordert.

Was ist der grundlegende physikalische Unterschied zwischen Aurora Australis und Aurora Borealis?

Der grundlegende physikalische Mechanismus hinter beiden Polarlichtern ist identisch, da sie durch Sonnenpartikel verursacht werden, die in die Atmosphäre eindringen und Gasatome zum Leuchten bringen. Der Unterschied liegt im geografischen Ort, wobei Aurora Borealis am Nordpol und Aurora Australis am Südpol auftritt.

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Jurica Sinko
Angetrieben von einer lebenslangen Faszination für die Sterne, wurde eine neue Idee geboren: die größten Fragen des Universums zu erforschen. In einer Welt, die oft vom Alltäglichen bestimmt wird, ist diese Webseite eine Einladung, den Blick wieder nach oben zu richten. Es ist ein Ort, um die Wunder des Kosmos gemeinsam zu entdecken und die Wissenschaft dahinter zu verstehen.

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