Wir denken selten bewusst über die Sonne nach, oder? Sie ist einfach da. Die verlässliche Wärmelampe am Himmel, die unsere Tage erhellt und das Leben auf der Erde überhaupt erst möglich macht. Ein ruhiger, beständiger Feuerball. Meistens jedenfalls.
Denn hinter dieser friedlichen Fassade brodelt es gewaltig. Die Sonne ist ein unberechenbarer Gigant, ein dynamischer Hexenkessel aus Plasma, der gelegentlich mit unvorstellbarer Wucht Materie und Energie ins All schleudert. Und das wirft eine entscheidende Frage auf: was ist ein koronaler Massenauswurf? Es handelt sich dabei um eines der spektakulärsten und zugleich gefährlichsten Schauspiele unseres Sonnensystems – eine kosmische Eruption mit direkten Folgen für uns.
Vergessen Sie die Vorstellung eines harmlosen kosmischen Feuerwerks. Diese Sonnenstürme sind eine reale Naturgewalt, die das empfindliche Nervensystem unserer modernen, technikverliebten Welt lahmlegen kann. Um zu begreifen, was sie anrichten können, müssen wir verstehen, was sie überhaupt sind. Begleiten Sie uns auf eine Reise ins Herz unseres Sterns, die bei den faszinierenden Polarlichtern nicht endet, sondern erst bei den echten Gefahren für unsere Zivilisation beginnt.
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Schlüsselerkenntnisse
- Was ist das? Ein koronaler Massenauswurf (KMA) ist eine gigantische Wolke aus Plasma und Magnetfeldern, die von der äußersten Atmosphäre der Sonne, der Korona, ins All geschleudert wird.
- Warum passiert das? Verdrehte Magnetfeldlinien auf der Sonne setzen schlagartig Energie frei – ähnlich wie ein Gummiband, das überspannt wird und reißt.
- Was bedeutet das für uns? Wenn eine solche Wolke die Erde trifft, löst sie einen geomagnetischen Sturm aus. Das Ergebnis: wunderschöne Polarlichter, aber auch massive Störungen für unsere Technik.
- Welche Technik ist in Gefahr? Besonders betroffen sind Stromnetze, Satelliten für GPS und Kommunikation, der Flugverkehr und jegliche Art von Funkverbindung.
- Können wir uns vorbereiten? Ja. Wir haben eine Vorwarnzeit von ein bis drei Tagen, da Weltraumwetter-Agenturen die Sonne permanent im Auge behalten.
Was genau passiert eigentlich auf der Sonne, wenn ein solcher Auswurf stattfindet?
Um die Dynamik eines koronalen Massenauswurfs zu verstehen, müssen wir unseren Blick auf die Sonne selbst richten, genauer gesagt auf ihre unsichtbare, aber extrem heiße Atmosphäre. Es ist kein einfaches Feuer, das dort brennt. Vielmehr handelt es sich um komplexe physikalische Prozesse, die von den gewaltigen Magnetkräften des Sterns angetrieben werden. Die Bühne für dieses Schauspiel ist die Sonnenkorona, ein Ort, der mehr Geheimnisse birgt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Hier baut sich die Spannung auf, die sich schließlich in einer der größten Explosionen unseres Sonnensystems entlädt.
Wie muss ich mir die Sonnenkorona vorstellen?
Stellen Sie sich vor, Sie könnten die gleißende Scheibe der Sonne ausblenden, so wie es bei einer totalen Sonnenfinsternis geschieht. Was dann sichtbar wird, ist ein atemberaubender, perlmuttfarbener Strahlenkranz: die Korona. Sie ist die äußerste Atmosphäre der Sonne und erstreckt sich Millionen von Kilometern in den Weltraum hinaus.
Das Verblüffende an ihr ist ihre Temperatur. Während die sichtbare Oberfläche der Sonne, die Photosphäre, „nur“ etwa 5.500 Grad Celsius heiß ist, heizt sich die Korona auf über eine Million Grad auf. Warum das so ist, gehört zu den großen Rätseln der Astrophysik. Diese extreme Hitze bewirkt, dass die Gasteilchen, hauptsächlich Wasserstoff und Helium, ihre Elektronen verlieren. Übrig bleibt ein elektrisch geladenes Gas, das wir als Plasma bezeichnen. Die Korona ist also keine ruhige Hülle, sondern ein dynamischer Ozean aus superheißem Plasma.
Welche Rolle spielen die Magnetfelder der Sonne dabei?
Die Sonne ist ein riesiger Magnet. Ihr Magnetfeld ist jedoch nicht so ordentlich wie das eines einfachen Stabmagneten. Da die Sonne keine feste Kugel ist, sondern aus Plasma besteht, rotieren ihre Äquatorregionen schneller als ihre Pole. Diese differentielle Rotation verdreht und verwickelt die Magnetfeldlinien wie Gummibänder, die man immer weiter aufwickelt. Dadurch speichern diese Feldlinien eine immense Menge an Energie. Manchmal ragen diese verdrehten Magnetfeldschlingen als sogenannte Protuberanzen weit in die Korona hinaus. Wenn die Spannung zu groß wird, kann es zu einem dramatischen Ereignis kommen: der magnetischen Rekonnexion. Die Feldlinien brechen plötzlich auf und verbinden sich in einer neuen, einfacheren Konfiguration. Die dabei schlagartig freigesetzte Energie katapultiert Milliarden Tonnen des koronalen Plasmas als koronalen Massenauswurf ins All.
Wie unterscheidet sich ein koronaler Massenauswurf von einer Sonneneruption?
In den Nachrichten über Weltraumwetter werden die Begriffe „koronaler Massenauswurf“ und „Sonneneruption“ (oder Sonnenflare) oft synonym verwendet, doch das ist nicht ganz korrekt. Obwohl sie oft gemeinsam auftreten und beide Ausdruck der magnetischen Aktivität der Sonne sind, beschreiben sie zwei unterschiedliche physikalische Phänomene. Man kann es sich mit einer Analogie vorstellen: Eine Sonneneruption ist der Mündungsblitz einer Kanone, während der koronale Massenauswurf die eigentliche Kanonenkugel ist.
Eine Sonneneruption ist ein intensiver Ausbruch von Strahlung, der direkt von der Sonnenoberfläche ausgeht. Dabei wird Licht über das gesamte elektromagnetische Spektrum freigesetzt, von Radiowellen über sichtbares Licht bis hin zu Röntgen- und Gammastrahlen. Da diese Strahlung sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, erreicht sie die Erde bereits nach etwa acht Minuten. Sie kann die obere Atmosphäre der Erde, die Ionosphäre, stören und so zu kurzzeitigen Ausfällen im Hochfrequenzfunk führen.
Ein koronaler Massenauswurf hingegen ist, wie der Name schon sagt, ein Auswurf von Materie – eine riesige Wolke aus Plasma und Magnetfeld. Diese Wolke ist deutlich langsamer als die Strahlung einer Eruption. Sie benötigt zwischen einem und drei Tagen, um die 150 Millionen Kilometer zur Erde zurückzulegen. Es ist also die „Kanonenkugel“, deren direkter Einschlag in das Erdmagnetfeld die stärksten und langanhaltendsten Störungen, die sogenannten geomagnetischen Stürme, verursacht. Während also eine starke Sonneneruption oft einen KMA ankündigt, ist es der KMA selbst, der die größten Auswirkungen auf unsere technologische Infrastruktur hat.
Wie schnell ist so ein koronaler Massenauswurf unterwegs und erreicht er immer die Erde?
Die Geschwindigkeiten dieser Plasmawolken sind enorm und können stark variieren. Langsamere KMAs bewegen sich mit etwa 250 Kilometern pro Sekunde, was immer noch fast einer Million Kilometern pro Stunde entspricht. Die schnellsten je beobachteten Ereignisse rasten jedoch mit über 3.000 Kilometern pro Sekunde durch das Sonnensystem. Das sind mehr als 10 Millionen Kilometer pro Stunde. Bei dieser Geschwindigkeit würde man die Strecke von Berlin nach New York in weniger als drei Sekunden zurücklegen.
Allerdings bedeutet nicht jeder Auswurf auf der Sonne eine Gefahr für uns. Die Sonne ist eine Kugel und schleudert KMAs in alle möglichen Richtungen in den Weltraum. Nur ein Bruchteil davon ist direkt auf die Erde gerichtet. Um uns zu treffen, muss der KMA von einem Bereich der Sonne stammen, der uns zugewandt ist.
Wenn ein solcher KMA direkt auf uns zukommt, können ihn Observatorien beobachten, wie er sich von der Sonne aus als expandierender Ring oder „Halo“ ausbreitet – ein klares Anzeichen für einen potenziellen Treffer. Dank einer Flotte von Sonnenbeobachtungssatelliten wie dem Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA und dem Solar and Heliospheric Observatory (SOHO) können Wissenschaftler solche Ereignisse erkennen und verfolgen, was uns eine entscheidende Vorwarnzeit verschafft.
Was passiert, wenn ein koronaler Massenauswurf auf das Magnetfeld der Erde trifft?
Wenn eine dieser riesigen Plasmawolken nach ihrer langen Reise auf die Erde trifft, prallt sie nicht einfach auf die Oberfläche. Stattdessen trifft sie auf das erste Verteidigungsschild unseres Planeten: die Magnetosphäre. Dies ist ein unsichtbarer Kokon, der von unserem Erdmagnetfeld erzeugt wird und uns vor der ständigen Flut geladener Teilchen des Sonnenwindes und eben auch vor KMAs schützt. Der Aufprall eines KMAs ist wie eine kosmische Kollision. Die Wolke komprimiert die Magnetosphäre auf der sonnenzugewandten Seite und dehnt sie auf der Nachtseite zu einem langen Schweif aus. Doch was dann passiert, hängt von einem entscheidenden Detail ab: der magnetischen Ausrichtung des KMAs.
Warum ist die Ausrichtung des Magnetfelds so entscheidend?
Jeder KMA trägt sein eigenes Magnetfeld mit sich. Die entscheidende Komponente dieses Feldes ist seine Nord-Süd-Ausrichtung, von Wissenschaftlern als „Bz-Komponente“ bezeichnet. Das Magnetfeld der Erde ist an den Polen nach Süden ausgerichtet. Wenn nun der ankommende KMA ein nach Süden ausgerichtetes Magnetfeld (negatives Bz) hat – also entgegengesetzt zu unserem – geschieht etwas Dramatisches. Die beiden Magnetfelder können sich direkt miteinander verbinden, ein Prozess, der wiederum als magnetische Rekonnexion bezeichnet wird. Dies öffnet quasi eine Tür im Schutzschild der Erde.
Durch diese Öffnung kann die Energie und das Plasma des KMAs mit voller Wucht in die obere Atmosphäre unseres Planeten eindringen. Ist das Magnetfeld des KMAs hingegen nach Norden ausgerichtet (positives Bz), stößt es sich mit dem Erdmagnetfeld ab und der größte Teil der Energie gleitet harmlos an der Erde vorbei.
Und was genau ist ein geomagnetischer Sturm?
Ein geomagnetischer Sturm ist die direkte Folge dieses Energieeintrags. Es ist eine massive, vorübergehende Störung der Erdmagnetosphäre. Die hereinströmenden geladenen Teilchen werden entlang der Magnetfeldlinien der Erde zu den Polen geleitet, wo sie mit den Atomen und Molekülen der Atmosphäre kollidieren. Diese Kollisionen regen die Luft zum Leuchten an und erzeugen die spektakulären Polarlichter (Aurora Borealis im Norden und Aurora Australis im Süden).
Die Stärke dieser Stürme wird auf verschiedenen Skalen gemessen, am bekanntesten ist die G-Skala, die von G1 (geringfügig) bis G5 (extrem) reicht. Während ein G1-Sturm kaum mehr als hübsche Polarlichter verursacht, die etwas weiter südlich als üblich zu sehen sind, kann ein G5-Sturm katastrophale Folgen für unsere Technologie haben.
Welche konkreten Auswirkungen können wir hier auf der Erde spüren?
Die Auswirkungen eines starken geomagnetischen Sturms sind vielfältig und reichen von einem der schönsten Naturschauspiele, das man sich vorstellen kann, bis hin zu ernsthaften Bedrohungen für die Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaft. Sie sind ein perfektes Beispiel dafür, wie eng wir mit den Vorgängen auf unserem Heimatstern verbunden sind, auch wenn wir 150 Millionen Kilometer entfernt sind.
Sind die Polarlichter das schönste Ergebnis eines koronalen Massenauswurfs?
Zweifellos. Für viele Menschen ist dies die einzige sichtbare und zudem wunderschöne Konsequenz eines Sonnensturms. Die hereinströmenden Partikel, hauptsächlich Elektronen und Protonen, treffen in großer Höhe (100 bis 400 Kilometer) auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in unserer Atmosphäre. Je nachdem, welches Gas sie treffen und in welcher Höhe, leuchten diese in unterschiedlichen Farben. Sauerstoff erzeugt die häufigsten Farben, ein leuchtendes Grün und seltener auch ein tiefes Rot.
Stickstoff hingegen kann bläuliche und violette Farbtöne beisteuern. Bei einem besonders starken geomagnetischen Sturm wird das Oval, in dem die Polarlichter normalerweise auftreten, stark ausgeweitet. Dann können diese tanzenden Lichter des Himmels auch in mittleren Breiten, also auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sichtbar werden – ein unvergessliches Erlebnis.
Welche Gefahren bestehen für unsere moderne Technologie?
Hinter der Schönheit der Polarlichter verbirgt sich jedoch eine ernste Gefahr. Die massiven Schwankungen im Erdmagnetfeld während eines Sturms induzieren elektrische Ströme im Boden und in langen metallischen Leitern. Diese geomagnetisch induzierten Ströme (GICs) sind der Hauptfeind unserer technologischen Infrastruktur.
- Stromnetze: Lange Hochspannungsleitungen wirken wie riesige Antennen für diese Schwankungen. Die induzierten Ströme können in das Netz fließen und die großen Leistungstransformatoren in den Umspannwerken überhitzen und beschädigen. Ein Ausfall mehrerer dieser kritischen Knotenpunkte kann zu einem kaskadenartigen Zusammenbruch des Stromnetzes und zu großflächigen, langanhaltenden Stromausfällen führen. Das bekannteste Beispiel ist der Blackout in Québec, Kanada, im Jahr 1989, der durch einen starken Sonnensturm ausgelöst wurde.
- Satelliten: Raumfahrzeuge, die außerhalb der schützenden Atmosphäre kreisen, sind besonders gefährdet. Die erhöhte Strahlung kann ihre empfindliche Elektronik beschädigen („Single Event Upsets“) oder ihre Solarzellen degradieren. Zudem heizt sich die obere Atmosphäre während eines Sturms auf und dehnt sich aus, was den Luftwiderstand für Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen erhöht. Dies kann ihre Bahn verändern und ihre Lebensdauer verkürzen. Auch GPS-Signale können durch Störungen in der Ionosphäre ungenau werden oder ganz ausfallen.
Gibt es auch Risiken für Astronauten und Flugpassagiere?
Ja, auch für den Menschen kann ein extremes Weltraumwetterereignis Risiken bergen. Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) oder auf zukünftigen Missionen zum Mond oder Mars sind einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt. Die ISS verfügt über besonders geschützte Bereiche, in die sich die Besatzung bei einem schweren Sturm zurückziehen kann. Ein Außeneinsatz im freien Weltraum wäre während eines solchen Ereignisses lebensgefährlich.
Auch der Flugverkehr ist betroffen. Flugzeuge, die auf polaren Routen unterwegs sind, fliegen in großen Höhen, wo die Abschirmung durch die Atmosphäre geringer ist. Während eines starken Sturms können die Strahlungswerte an Bord ansteigen. Aus diesem Grund und weil die Hochfrequenz-Funkkommunikation in den Polarregionen gestört sein kann, leiten Fluggesellschaften ihre Maschinen bei starken Sonnenstürmen vorsorglich auf südlichere Routen um.
Können wir uns auf solche Ereignisse vorbereiten?
Die gute Nachricht ist: Wir sind einem Sonnensturm nicht hilflos ausgeliefert. Anders als bei einem Erdbeben, das ohne Vorwarnung zuschlägt, gibt uns die Sonne Zeit zur Vorbereitung. Da ein koronaler Massenauswurf ein bis drei Tage für seine Reise zur Erde benötigt, haben wir ein Zeitfenster, um zu reagieren. Diese Vorhersage des Weltraumwetters ist eine komplexe, aber immer besser werdende Wissenschaft, die von Organisationen auf der ganzen Welt betrieben wird.
Führend ist hier das Space Weather Prediction Center (SWPC) der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA. Diese Experten überwachen die Sonne 24 Stunden am Tag mit boden- und weltraumgestützten Teleskopen. Sie analysieren Sonnenflecken, detektieren Sonneneruptionen und verfolgen die Flugbahn von KMAs. Sobald ein potenziell gefährlicher KMA identifiziert wird, geben sie Warnungen an Regierungen, Militär, Industrie und die Öffentlichkeit heraus.
Welche Schutzmaßnahmen können ergriffen werden?
Dank dieser Vorwarnungen können verschiedene Sektoren Maßnahmen ergreifen, um Schäden zu minimieren.
- Stromnetzbetreiber: Sie können die Belastung des Netzes reduzieren, empfindliche Komponenten vorübergehend vom Netz nehmen und zusätzliche Reserven bereithalten, um auf Schwankungen reagieren zu können.
- Satellitenbetreiber: Sie können ihre Satelliten in einen „Safe Mode“ versetzen, in dem nicht essenzielle und besonders empfindliche Systeme abgeschaltet werden, um sie vor der Strahlung zu schützen.
- Fluggesellschaften: Wie bereits erwähnt, können sie polare Flugrouten meiden, um die Strahlenbelastung für Passagiere und Besatzung zu reduzieren und Kommunikationsprobleme zu umgehen.
- GPS-Nutzer: In Branchen, die auf hochpräzises GPS angewiesen sind, wie z.B. in der Landwirtschaft oder im Vermessungswesen, können Arbeiten während der stärksten Phase eines Sturms unterbrochen werden, um Fehler zu vermeiden.
Wie wahrscheinlich ist ein wirklich katastrophales Ereignis wie das Carrington-Ereignis heute?
Das Carrington-Ereignis von 1859 ist der Goldstandard für extreme Sonnenstürme. Benannt nach dem britischen Astronomen Richard Carrington, der es beobachtete, war dies der stärkste aufgezeichnete geomagnetische Sturm der Geschichte. Damals war die Technologie noch in den Kinderschuhen. Dennoch fielen die weltweiten Telegrafensysteme aus, Funken sprühten von den Geräten und einige Telegrafenmasten fingen sogar Feuer. Die Polarlichter waren so hell, dass man in den Rocky Mountains nachts Zeitung lesen konnte, und sie waren bis in die Karibik und nach Hawaii zu sehen.
Würde ein Sturm von der Stärke des Carrington-Ereignisses die Erde heute treffen, wären die Folgen unvorstellbar. Unsere Abhängigkeit von Elektrizität und Satellitentechnologie ist total. Experten warnen, dass ein solcher Sturm weitreichende und monatelange Stromausfälle verursachen, globale Lieferketten unterbrechen und das Kommunikations- und Finanzsystem lahmlegen könnte. Die Schäden würden in die Billionen gehen.
Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Extremereignis ist glücklicherweise gering. Wissenschaftliche Studien schätzen das Risiko für einen Sturm der Carrington-Klasse auf etwa 1 bis 2 Prozent pro Jahrzehnt. Das klingt nach wenig, aber über die Zeit summiert es sich. Es ist also keine Frage, ob ein solcher Sturm wiederkommt, sondern nur wann. Dies unterstreicht die immense Bedeutung der kontinuierlichen Überwachung der Sonne und der Verbesserung unserer Vorhersagefähigkeiten und Schutzmaßnahmen.
Ein kosmisches Fazit
Ein koronaler Massenauswurf ist somit weit mehr als nur ein abstraktes astronomisches Phänomen. Er ist eine gewaltige Demonstration der Kraft unserer Sonne und eine ständige Erinnerung daran, dass wir in einer dynamischen kosmischen Umgebung leben. Diese Sonnenstürme sind die Architekten der wunderschönen Polarlichter, aber sie bergen auch das Potenzial, die technologischen Lebensadern unserer Zivilisation zu durchtrennen. Das Verständnis für diese Ereignisse, von ihrer Entstehung im magnetischen Chaos der Sonnenkorona bis zu ihrem Einschlag auf der Erde, ist entscheidend. Es ermöglicht uns, den Blick zum Himmel nicht mit Angst, sondern mit Respekt und vor allem mit der nötigen Vorbereitung zu richten.
Häufig gestellte Fragen – Was Ist Ein Koronaler Massenauswurf

Was passiert, wenn ein koronaler Massenauswurf auf die Erde trifft?
Beim Eintreffen eines KMA auf die Erde wird das Magnetfeld unseres Planeten gestört, was geomagnetische Stürme verursacht und zu Polarlichtern führt, aber auch technische Schäden an Stromnetzen, Satelliten und Kommunikationssystemen verursachen kann.
Wie schnell bewegt sich ein koronaler Massenauswurf und trifft er immer die Erde?
KMAs können zwischen 250 Kilometern pro Sekunde und über 3.000 Kilometern pro Sekunde schnell sein. Ob sie die Erde treffen, hängt von ihrer Flugbahn ab; nur die, die in Richtung Erde gerichtet sind, verursachen Störungen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Sonneneruption und einem koronalen Massenauswurf?
Eine Sonneneruption ist eine plötzliche Freisetzung von Strahlung auf der Sonnenoberfläche, während ein KMA eine Wolke aus Plasma darstellt, die ins All geschleudert wird, oft begleitet von einer Sonneneruption, aber sie sind unterschiedliche Phänomene.
Wie entsteht ein koronaler Massenauswurf?
Ein KMA entsteht durch die plötzliche Freisetzung von Energie in der Sonnenkorona, die durch verdrehte Magnetfeldlinien verursacht wird, ähnlich wie das Reissen eines überspannen Gummibands.