Was Genau Sind Sonnenflecken Auf Der Oberfläche Der Sonne?

Eine Nahaufnahme die zeigt was Sonnenflecken sind dunklere kühlere Bereiche auf der Sonnenoberfläche

Schon mal mit sicherem Augenschutz zur Sonne geblickt und sich gefragt, was da oben eigentlich los ist? Unser Heimatstern, diese gewaltige, glühende Plasmakugel, wirkt auf uns oft so beständig. So verlässlich. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Die Sonne ist ein dynamischer, oft wilder Ort. Eines der besten Zeugnisse dieser Aktivität sind die Sonnenflecken. Aber was sind Sonnenflecken denn nun genau? Handelt es sich dabei nur um kleine Schönheitsfehler auf einer sonst perfekten Oberfläche, oder steckt da vielleicht doch mehr dahinter?

Die Antwort ist: Ja, da steckt viel mehr dahinter. Diese dunklen Bereiche, die kommen und gehen, sind keine simplen Makel. Sie sind die sichtbaren Narben von unglaublich komplexen und mächtigen Magnetprozessen, die tief im Inneren der Sonne brodeln. Wer sie versteht, begreift den Motor unseres Sonnensystems besser. Ein Motor, dessen Stimmungen unser Leben hier auf der Erde direkt beeinflussen. Von gestörter Satellitenkommunikation bis zu den magischen Polarlichtern am Nachthimmel – Sonnenflecken spielen die Hauptrolle in einem kosmischen Drama mit sehr realen Folgen für uns alle.

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Die Wichtigsten Erkenntnisse

  • Dunkel, weil kühler: Sonnenflecken sind nicht wirklich schwarz. Sie wirken nur dunkel, weil sie um Tausende von Grad kühler sind als die glühend heiße Sonnenoberfläche um sie herum.
  • Magnetische Kraftpakete: Ihre wahre Ursache sind extrem starke, gebündelte Magnetfelder, die aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche durchbrechen.
  • Ein verlässlicher Rhythmus: Die Zahl der Sonnenflecken schwankt in einem recht regelmäßigen Zyklus von etwa 11 Jahren, den wir den Sonnenzyklus nennen.
  • Die Quelle solarer Stürme: In der Nähe von Sonnenflecken entladen sich oft gewaltige Energiemengen in Form von Sonneneruptionen und koronalen Massenauswürfen.
  • Direkter Draht zur Erde: Diese Sonnenstürme prägen unser „Weltraumwetter“. Sie beeinflussen direkt unsere Technologie und sind der Grund für das faszinierende Schauspiel der Polarlichter.

Warum erscheinen manche Teile der Sonne plötzlich dunkel?

Blickt man durch ein spezielles Solarteleskop, stechen sie sofort ins Auge: dunkle Flecken auf der leuchtenden Sonnenkugel. Manchmal sind sie winzig, manchmal aber wachsen sie zu riesigen, komplexen Gruppen an, die größer als unser gesamter Planet sind. Der Grund für ihr dunkles Aussehen ist verblüffend einfach: Es geht allein um die Temperatur.

Die Sonnenoberfläche, die Photosphäre, glüht bei einer durchschnittlichen Temperatur von etwa 5.500 Grad Celsius. Eine kaum vorstellbare Hitze. Die Sonnenflecken sind im Vergleich dazu „kühler“. Natürlich ist „kühl“ hier ein relativer Begriff. Das dunkelste Zentrum eines Sonnenflecks, die Umbra, ist immer noch glühende 3.000 bis 4.000 Grad Celsius heiß. Das ist heißer als jede irdische Lava. Aber es ist eben spürbar kühler als die direkte Umgebung auf der Sonne.

Genau dieser Temperaturkontrast lässt sie dunkel erscheinen. Stellen Sie sich eine leuchtend rote Herdplatte vor. Legen Sie ein Metallstück darauf, das ebenfalls heiß ist, aber nicht ganz so stark glüht wie die Platte. Im direkten Vergleich wirkt das Metallstück dunkel, fast schwarz. Dasselbe Prinzip gilt für die Sonnenflecken.

Sind Sonnenflecken also pechschwarz?

Überhaupt nicht. Würde man einen Sonnenfleck für sich allein im Weltall betrachten, würde er immer noch heller strahlen als ein Vollmond. Seine dunkle Erscheinung ist eine optische Täuschung, die nur durch den extremen Kontrast zu seiner unglaublich hellen Umgebung entsteht.

Der Aufbau eines Sonnenflecks ist ebenso spannend. Er hat typischerweise zwei Bereiche:

  • Die Umbra: Das ist der dunkelste, innerste und kühlste Teil. Hier steht das Magnetfeld fast senkrecht zur Sonnenoberfläche und ist am stärksten.
  • Die Penumbra: Sie umgibt die Umbra wie ein heller Hof. Dieser Bereich ist nicht ganz so kühl und hat eine faszinierende, fadenartige Struktur. Sie entsteht durch die Magnetfeldlinien, die sich hier fächerförmig und in einem flacheren Winkel aus der Oberfläche ausbreiten.

Ein Sonnenfleck ist also kein Loch. Er ist eine aktive, kühlere Region, geformt von einer unsichtbaren, aber gewaltigen Kraft.

Welche unsichtbare Kraft erzeugt diese riesigen Flecken?

Die treibende Kraft hinter jedem einzelnen Sonnenfleck ist die unbändige und komplexe Magnetfeldaktivität der Sonne. Unser Stern ist keine feste Kugel. Er ist ein gigantischer Ball aus Plasma – einem superheißen Gas aus geladenen Teilchen –, der in ständiger Wallung ist.

Diese Bewegung erzeugt ein starkes, globales Magnetfeld, das dem der Erde ähnelt, aber unvorstellbar viel stärker und chaotischer ist. Hier kommt ein entscheidender Punkt ins Spiel: die differentielle Rotation. Die Sonne ist kein starrer Körper; sie dreht sich an ihrem Äquator schneller (eine Umdrehung in ca. 25 Tagen) als an ihren Polen (ca. 35 Tage).

Stellen Sie sich vor, Sie spannen Gummibänder von oben nach unten um einen Ball. Wenn Sie den Ball in der Mitte schneller drehen als oben und unten, werden die Gummibänder unweigerlich gedehnt, verwickelt und verknotet. Genau das geschieht mit den Magnetfeldlinien der Sonne. Über Jahre hinweg werden sie buchstäblich aufgewickelt und verdrillt.

Wie kommt es zu diesen magnetischen Knoten?

Durch diese ungleiche Rotation werden die ursprünglich geordnet von Pol zu Pol verlaufenden Magnetfeldlinien immer stärker um die Sonne gewickelt. An einigen Stellen werden diese „magnetischen Seile“ so stark verdreht und aufgewickelt, dass sie instabil werden.

Wie eine Luftblase, die im Wasser aufsteigt, können diese verknoteten Magnetfeldschläuche durch die äußeren Schichten der Sonne nach oben dringen. Wenn ein solches Bündel konzentrierter Magnetfeldlinien die sichtbare Oberfläche durchstößt, haben wir einen Sonnenfleck.

Das extrem starke Magnetfeld wirkt an dieser Stelle wie ein Deckel auf einem Topf mit kochendem Wasser. Es bremst die Konvektion, also den ständigen Nachschub an heißem Plasma aus dem Sonneninneren. Weil weniger Hitze von unten nachkommt, kühlt die Region ab und erscheint uns als dunkler Fleck. Ein Sonnenfleck ist somit der sichtbare Fußabdruck eines gewaltigen Magnetsturms, der tief im Inneren der Sonne entsteht.

Gibt es einen Rhythmus im Erscheinen und Verschwinden der Sonnenflecken?

Ja, den gibt es. Das ist eine der faszinierendsten Erkenntnisse über unseren Stern. Die Sonnenaktivität, die man direkt an der Anzahl der Flecken ablesen kann, folgt einem erstaunlich regelmäßigen Muster: dem Sonnenzyklus.

Dieser Zyklus dauert im Durchschnitt etwa 11 Jahre. Er beschreibt den Anstieg von einem Minimum an Sonnenflecken, über ein turbulentes Maximum, bis zum nächsten ruhigen Minimum.

  • Sonnenminimum: In dieser Phase kann die Sonnenoberfläche wochenlang völlig makellos sein. Es gibt kaum oder gar keine Flecken. Die Sonne ist vergleichsweise ruhig.
  • Sonnenmaximum: Hier erreicht die Aktivität ihren Höhepunkt. Die Sonne ist übersät mit unzähligen, oft riesigen und komplexen Sonnenfleckengruppen. Es ist die stürmischste Zeit.

Doch dieser 11-Jahres-Rhythmus ist nur die halbe Geschichte. Bei jedem Sonnenmaximum findet eine Umpolung des solaren Magnetfelds statt. Der magnetische Nordpol wird zum Südpol und umgekehrt. Ein vollständiger magnetischer Zyklus, bis alles wieder am Ausgangspunkt ist, dauert also doppelt so lange: rund 22 Jahre.

Ändert sich auch, wo die Flecken auftauchen?

Absolut. Auch hier gibt es ein klares Muster. Zu Beginn eines neuen Zyklus erscheinen die ersten Flecken in den mittleren Breiten der Sonne, so um die 30 bis 40 Grad nördlich und südlich des Äquators.

Im Laufe des Zyklus, während die Aktivität zunimmt, wandert die Zone der Fleckenentstehung immer weiter in Richtung Äquator. Am Ende des Zyklus, kurz vor dem nächsten Minimum, tauchen die letzten Flecken dann nur noch wenige Grad vom Sonnenäquator entfernt auf.

Trägt man die Position der Sonnenflecken über die Zeit in einem Diagramm auf, ergibt sich ein Muster, das aussieht wie Schmetterlingsflügel. Dieses berühmte „Schmetterlingsdiagramm“ ist eine wunderschöne Visualisierung davon, wie die Sonnenaktivität über die Jahrzehnte hinweg über die Oberfläche unseres Sterns wandert.

Können diese dunklen Flecken auf der Sonne wirklich Ärger für uns auf der Erde machen?

So spannend Sonnenflecken auch zu beobachten sind, sie sind alles andere als harmlos. Sie sind die Epizentren der gewaltigsten Explosionen unseres Sonnensystems. In den verdrehten und komplexen Magnetfeldern rund um die Flecken wird eine unvorstellbare Menge an Energie gespeichert.

Manchmal entlädt sich diese Energie schlagartig. Wenn sich die Magnetfeldlinien plötzlich neu anordnen und kurzschließen – ein Prozess, den man magnetische Rekonnexion nennt –, kommt es zu gewaltigen Eruptionen. Die beiden wichtigsten Formen dieser Sonnenstürme sind Sonneneruptionen und koronale Massenauswürfe (CMEs).

Sie treten oft zusammen auf, sind aber zwei verschiedene Dinge mit unterschiedlichen Folgen für uns.

Worin liegt der Unterschied zwischen einer Sonneneruption und einem koronalen Massenauswurf?

Stellen Sie sich eine Sonneneruption als einen gigantischen Mündungsblitz vor. Ein koronaler Massenauswurf ist hingegen die Kanonenkugel selbst – eine riesige Wolke aus Materie, die ins All geschleudert wird.

Hier die Details im Überblick:

  • Sonneneruption (Solar Flare):
    • Was es ist: Ein plötzlicher, intensiver Ausbruch von Strahlung. Im Grunde ein Lichtblitz, der das gesamte elektromagnetische Spektrum abdeckt.
    • Geschwindigkeit: Die Strahlung reist mit Lichtgeschwindigkeit. Sie braucht nur gut 8 Minuten bis zur Erde.
    • Auswirkung: Kann den Funkverkehr auf der Tagseite der Erde lahmlegen und GPS-Systeme stören.
  • Koronaler Massenauswurf (CME):
    • Was es ist: Eine gewaltige Blase aus Plasma (also geladenen Teilchen) und Magnetfeld, die von der Sonne abgestoßen wird.
    • Geschwindigkeit: Deutlich langsamer als das Licht. Die Wolke braucht 1 bis 3 Tage, um die Erde zu erreichen.
    • Auswirkung: Wenn diese Wolke auf das Erdmagnetfeld prallt, löst sie geomagnetische Stürme aus. Diese verursachen die stärksten und potenziell gefährlichsten Effekte.

Die Sonnenflecken selbst sind also nicht die Gefahr. Aber die Regionen um sie herum sind die Brutstätten für diese gewaltigen Ereignisse.

Wie spüren wir die Auswirkungen von Sonnenflecken hier auf unserem Planeten?

Die Explosionen, die bei den Sonnenflecken entstehen, erzeugen das, was wir als „Weltraumwetter“ bezeichnen. Ein starker CME, der genau auf die Erde gerichtet ist, kann unsere hochtechnisierte Welt empfindlich treffen.

Wenn diese riesige Plasmawolke auf unser Schutzschild, die Magnetosphäre der Erde, trifft, drückt sie es zusammen und verformt es. Geladene Teilchen werden entlang der Magnetfeldlinien zu den Polen geschleudert. Dieser gewaltige Energieeintrag kann eine Kettenreaktion auslösen.

Satelliten für Kommunikation, Wettervorhersage und GPS können durch die erhöhte Strahlung beschädigt werden oder ihre Elektronik kann ausfallen. Astronauten im All sind einer höheren Strahlendosis ausgesetzt. Flugzeuge auf polaren Routen müssen manchmal umgeleitet werden, um Kommunikationsausfälle und Strahlenbelastung zu vermeiden.

Sogar am Boden spüren wir die Folgen. Die geomagnetischen Stürme können starke Ströme in langen Stromleitungen induzieren, die ganze Stromnetze überlasten und zu großflächigen Blackouts führen können. Aber dieser Prozess hat auch eine atemberaubend schöne Seite.

Sind Polarlichter also ein Zeichen für einen Sonnensturm?

Ja, ganz genau! Die magischen Nordlichter (Aurora Borealis) und Südlichter (Aurora Australis) sind die schönste und sichtbarste Folge eines solchen geomagnetischen Sturms.

Wenn die energiereichen Teilchen des CMEs in die obere Erdatmosphäre an den Polen eindringen, stoßen sie dort mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen zusammen. Diese Kollisionen regen die Atome an und bringen sie zum Leuchten – ganz wie in einer Leuchtreklame.

Die unterschiedlichen Farben entstehen durch die verschiedenen Gase in unterschiedlichen Höhen. Das häufigste Grün kommt von Sauerstoffatomen in etwa 100 bis 300 km Höhe. Das seltene, oft bei starken Stürmen auftretende Rot wird ebenfalls von Sauerstoff erzeugt, aber viel weiter oben. Die violetten und blauen Farbtöne stammen von Stickstoff. Ein Polarlicht ist also nichts anderes als der leuchtende Beweis der ständigen, unsichtbaren Verbindung zwischen Sonne und Erde.

Wie können Wissenschaftler und sogar Hobby-Astronomen Sonnenflecken beobachten?

Die Beobachtung der Sonnenflecken hat eine lange Tradition und ist heute einfacher denn je. Wissenschaftler nutzen eine Flotte von hochmodernen Teleskopen am Boden und im All, um die Sonne rund um die Uhr im Blick zu behalten. Satelliten wie das Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA senden ununterbrochen Bilder in verschiedenen Lichtwellenlängen und helfen uns, die dynamischen Kräfte hinter den Sonnenflecken und ihren Eruptionen zu verstehen.

Man muss aber kein Profi sein, um Sonnenflecken zu sehen. Auch Amateure können das, aber hier gilt eine lebenswichtige Sicherheitswarnung: Schauen Sie niemals, unter gar keinen Umständen, direkt durch ein Fernglas oder Teleskop in die Sonne, wenn Sie keinen professionellen, sicher angebrachten Sonnenfilter verwenden. Der ungeschützte Blick führt zu sofortiger und dauerhafter Erblindung.

Es gibt sichere Methoden für die Beobachtung:

  • Projektionsmethode: Man schaut nicht durch das Teleskop, sondern lässt es das Bild der Sonne auf ein weißes Blatt Papier dahinter projizieren. So kann man die Flecken gefahrlos betrachten und sogar abzeichnen.
  • Sonnenfilter: Das sind spezielle Filterfolien oder Gläser, die man vor die Öffnung des Teleskops spannt. Sie blockieren mehr als 99,999 % des Lichts und ermöglichen einen sicheren, direkten Blick.

Mit der richtigen Ausrüstung wird es zu einem faszinierenden Erlebnis, Tag für Tag zu verfolgen, wie sich eine Sonnenfleckengruppe entwickelt, während sie mit der Sonnenrotation über die sichtbare Scheibe unseres Sterns wandert.

Haben die Menschen schon immer von diesen Flecken auf der Sonne gewusst?

Lange Zeit herrschte im westlichen Denken die Vorstellung von perfekten, makellosen Himmelskörpern vor. Trotzdem gibt es Aufzeichnungen über Sonnenflecken, die Jahrtausende alt sind. Chinesische Hofastronomen führten bereits um 800 v. Chr. systematisch Buch über „schwarze Flecken“ in der Sonne. Sie konnten sie bei Sonnenauf- und -untergang oft mit bloßem Auge erkennen, wenn der Dunst am Horizont das Licht dämpfte.

Der wirkliche Durchbruch in Europa kam jedoch erst mit der Erfindung des Teleskops im frühen 17. Jahrhundert. Astronomen wie Galileo Galilei, Thomas Harriot und Christoph Scheiner richteten ihre neuen Instrumente gen Himmel und bestätigten ohne jeden Zweifel, dass es diese Flecken wirklich gibt.

Galileos Beobachtungen waren revolutionär. Er verfolgte die Bewegung der Flecken über die Sonnenscheibe und bewies damit zwei Dinge: Erstens gehören sie zur Sonne selbst und sind keine Planeten, die davor vorbeiziehen. Zweitens konnte er aus ihrer Bewegung die Rotation der Sonne berechnen. Diese Erkenntnisse erschütterten das alte Weltbild von einer unbewegten Erde und perfekten Himmelskörpern in seinen Grundfesten.

Was war das Carrington-Ereignis und was lehrt es uns?

Die vielleicht wichtigste Lektion über die zerstörerische Kraft der Sonnenflecken lernten wir 1859. Der englische Astronom Richard Carrington beobachtete eine gewaltige Gruppe von Sonnenflecken, als er plötzlich einen unnatürlich hellen Lichtblitz sah – die erste dokumentierte Beobachtung einer Sonneneruption.

Nur knapp 18 Stunden später traf die dazugehörige Teilchenwolke die Erde. Das Ergebnis war der stärkste geomagnetische Sturm, der je aufgezeichnet wurde: das Carrington-Ereignis. Die Folgen waren selbst in der damaligen, noch wenig technisierten Welt, spektakulär:

  • Telegrafensysteme auf der ganzen Welt brachen zusammen. Telegrafenmasten schlugen Funken, und Operateure bekamen Stromschläge.
  • Manche Telegrafenleitungen funktionierten sogar ganz ohne Batterie, nur angetrieben durch die vom Sturm in den Drähten induzierte Spannung.
  • Polarlichter waren bis in die Karibik und nach Rom zu sehen. In den Rocky Mountains war es mitten in der Nacht so hell, dass man Zeitung lesen konnte.

Das Carrington-Ereignis ist eine eindringliche Warnung. Ein Sturm dieser Stärke würde unsere heutige, von Strom und Satelliten abhängige Zivilisation ungleich härter treffen. Es macht uns klar, warum das Verständnis der Sonnenflecken und die Vorhersage des Weltraumwetters für unsere moderne Welt überlebenswichtig sind.

Am Ende ist die Antwort auf die Frage „Was sind Sonnenflecken?“ also vielschichtig. Sie sind Fenster ins Innere der Sonne. Sie sind die sichtbaren Spuren der gewaltigen Magnetkräfte, die unseren Stern formen. Sie geben den Takt eines 11-jährigen kosmischen Herzschlags vor und sind die Quelle von Stürmen, die Millionen von Kilometern durch das All reisen, um unsere kleine Welt zu beeinflussen. Sie sind der Beweis, dass wir Teil eines vernetzten Systems sind, in dem die Launen eines fernen Sterns unseren Alltag hier auf der Erde bestimmen können.

Häufig gestellte Fragen – Was sind Sonnenflecken

Magnetfeldlinien die aus einem dunklen Bereich austreten um zu zeigen was Sonnenflecken sind

Was lehrte uns das Carrington-Ereignis von 1859 über die Kraft der Sonnenflecken?

Das Carrington-Ereignis zeigte, dass Sonnenflecken mit gewaltigen Magnetstürmen verbunden sind, die unsere technisierte Welt schwer treffen können. Der Sturm führte zu den stärksten geomagnetischen Störungen, die je beobachtet wurden, und ist eine Mahnung für die Bedeutung der Überwachung und Vorhersage von Weltraumwetter, um unsere moderne Infrastruktur zu schützen.

Auf welche Weise kann man Sonnenflecken sicher beobachten?

Sonnenflecken können durch spezielle Solarfilter oder die Projektionsmethode beobachtet werden, bei der das Sonnenbild auf ein weißes Papier projiziert wird. Es ist unbedingt notwendig, keine direkten Blicke durch ungeschützte Teleskope oder Ferngläser in die Sonne zu richten, um dauerhafte Augenschäden zu vermeiden.

Was ist der Sonnenzyklus und warum schwankt die Anzahl der Sonnenflecken?

Der Sonnenzyklus ist ein rutinmäßiger 11-Jahres-Zyklus, bei dem die Anzahl der Sonnenflecken auf und ab geht. In der Maximumphase gibt es viele Flecken und die Sonne ist aktiv, während in der Minimumphase kaum Flecken sichtbar sind. Dieser Zyklus ist mit der Umpolung des Magnetfelds der Sonne verbunden, der insgesamt 22 Jahre dauert.

Wie beeinflussen Sonnenflecken das Weltraumwetter und die Erde?

Sonnenflecken sind die Ausgangspunkte für gewaltige Sonnenstürme wie Sonneneruptionen und koronale Massenauswürfe, die das sogenannte Weltraumwetter prägen. Diese Ereignisse können unsere Satelliten, Kommunikationssysteme, Stromnetze und sogar das Klima auf der Erde beeinflussen, indem sie geomagnetische Stürme und Polarlichter verursachen.

Was sind Sonnenflecken genau und warum erscheinen sie dunkel?

Sonnenflecken sind dunkle, kühlere Bereiche auf der Oberfläche der Sonne, die durch extrem starke Magnetfelder entstehen, die aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche durchbrechen. Sie erscheinen dunkel, weil sie bei einer Temperatur von 3.000 bis 4.000 Grad Celsius deutlich kühler sind als der Rest der Sonnenoberfläche, die etwa 5.500 Grad Celsius heiß ist.

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Jurica Sinko
Angetrieben von einer lebenslangen Faszination für die Sterne, wurde eine neue Idee geboren: die größten Fragen des Universums zu erforschen. In einer Welt, die oft vom Alltäglichen bestimmt wird, ist diese Webseite eine Einladung, den Blick wieder nach oben zu richten. Es ist ein Ort, um die Wunder des Kosmos gemeinsam zu entdecken und die Wissenschaft dahinter zu verstehen.

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